26. November 2015

Besuch im Lastenausgleichsarchiv Bayreuth

   
Lastenausgleichsarchiv Bayreuth, Dr.-Franz-Straße 1 (Foto: VDEE - St. Brähne)

Bayreuth, am 26.11.2015

Als im Frühjahr der Termin für eine Führung im Lastenausgleichsarchiv für Mitglieder des VDEE e.V. vereinbart wurde, war noch nicht abzusehen, wie tagesaktuell die Thematik sein würde, die letztlich zur Einrichtung dieser Zweigstelle des Bundesarchivs geführt hat. Im ehemaligen städtischen Krankenhaus von Bayreuth konnten wir uns vor Ort einen Überblick über die Bestände verschaffen.

Zum Ende des zweiten Weltkriegs waren ca. 14 Mio. Deutsche gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die 12 Millionen, die wieder deutschen Boden erreichten - etwa 1/3 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), 2/3 in den drei Westzonen -, haben häufig kaum mehr retten können als die Sachen, die sie trugen. Von den neuen Grenzen nach Ende des Krieges waren jedoch nicht nur Deutsche betroffen: Auch mehr als 5 Mio. Polen wurden umgesiedelt.

Vordringliche Aufgaben waren die Linderung materieller Not und die Eingliederung in die Gesellschaft. Was durchaus nicht reibungslos ablief: Wie Frau Dr. Jost, Leiterin des Archivs, berichtete, hatten die "Alteingesessenen" nicht nur ebenfalls mit den Folgen des langen Krieges zu kämpfen; sie mussten auch 50 Prozent ihres Vermögens an Grundstücken, Häusern und Aktien (über 30 Jahre verteilt) in den Fonds zum Lastenausgleich einzahlen. Der später zu guten Teilen refinanziert wurde durch Zinsen für Kredite, die die Vertriebenen aufgenommen hatten. Und die ihrerseits deutlich machten, dass der Lastenausgleich die tatsächlichen Verluste nicht annähernd kompensieren konnte.

Aufgabe des Archivs ist die Sicherung dieser zeitgeschichtlichen Bestände wie die Gewährleistung ihres Zugangs - was nicht nur die Ausgleichsverwaltung, sondern auch die Dokumentation von Schicksalen Deutscher vor und während ihrer Flucht bei Kriegsende sowie der Vertreibung und Aussiedlung aus der alten Heimat bis in die 1950er Jahre einschließt. Fast entschuldigend wird darauf hingewiesen, dass die mehrere Räume füllenden Regale mit Unmengen von identischen mausgrauen Kartons einem Museum nicht das Wasser reichen könnten. Aber durch die Arbeit der Archivare und Magaziner findet man hier "Geschichte zum Anfassen". Wobei nicht nur die Fülle an Material beeindruckt, sondern man auch die Leistung der Archivmitarbeiter zu schätzen lernt, die das alles scheinbar spielerisch im Griff haben.

Wir danken herzlich für einen sehr informativen Tag und können einen Besuch nur wärmstens empfehlen (Informationen zur Benutzung des Bundesarchivs Bayreuth).

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